Ausbilder für Rauchgasdurchzündungsanlagen Teil 3

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Im letzten Artikel habe ich euch den ersten Durchgang in der Rauchgasdurchzündungsanlage vorgestellt. Im Folgenden möchte ich euch die drei anderen Durchgänge und deren Inhalte kurz erläutern und damit den Bericht über den zweiten Tag beenden.

Wer kennt Sie nicht, die spektakulären Videos in denen man sieht wie in einer Rauchgasdurchzündungsanlage die Feuerwehrmänner sitzen und sich eine Rauchgasdurchzündung über deren Köpfe ihren Weg aus dem Brandraum durch den Beobachtungsraum ins Freie bahnt. Solch ein Szenario ist Bestandteil des zweiten Durchganges, den ich euch nun näher erläutern möchte.

Rauchgasdurchzündungen mit Druckanstieg

Nach dem im ersten Durchgang der vollständige Brandverlauf inklusive der Rauchgasdurchzündung ohne Druckanstieg gezeigt wurde, liegt im zweiten Durchgang der Fokus auf der Rauchgasdurchzündung mit Druckanstieg. Dazu betreten die Teilnehmer den Beobachtungsraum des Containers erst, wenn sich das Feuer im Brandraum entwickelt hat. Wie aus dem ersten Durchgang bekannt beginnt die Demonstration einer Rauchgasdurchzündung mit Druckanstieg mit einem ausreichend luftversorgten Feuer und einer daraus resultierenden kleinen Überdruckzone.

Der Türmann schließt nun die Brandraumtür für einige Sekunden. Dabei wird das Feuer mit Sauerstoff mangelversorgt, es kommt zu einer unvollständigen Verbrennung, die zu einer Zunahme an brennbarem Brandrauch führt. An der Brandraumtür kann man nun sehr deutlich erkennen wie sich aufgrund der Volumenzunahme und dem damit verbundenen Überdruck im Brandraum diese brennbaren Gase aus dem Türrahmen drücken und sich unter der Decke sammeln. Diese ziehen dann unter der Decke des Beobachtungsraums in Richtung des Endes des Beobachtungsraums. Sind die brennbaren Gase dort angelangt öffnet der Türmann die Brandraumtüre, durch den Luftzutritt entzündet sich der Brandrauch an den glühenden Oberflächen des Brennstoffes und die Flammen laufen durch den Brandrauch wie eine Welle. Dieses Phänomen wird als Rauchgasdurchzündung mit Druckanstieg bezeichnet.

Fotoserie einer Rauchgasdurchzündung

Um den Druckanstieg zu verdeutlichen werden bei zwei, drei Durchzündungen die Türen des Beobachtungsraums so geschlossen, dass sie arretiert sind. Die Tür am Ende des Beobachtungsraums wird dabei allerdings nur geschlossen und nicht arretiert. Dies hat zur Folge, dass bei einer Rauchgasdurchzündung mit Druckanstieg diese nicht arretierte Tür aufgedrückt wird und sich die Flammen ihren Weg durch diese Tür ins Freie suchen.

Was die Rauchgaskühlung bewirkt

Der wichtigere Teil dieses Durchganges ist der, indem die Ausbilder zeigen wie man sich als Atemschutztrupp die Lage so entschärfen kann, dass die zuvor gezeigten Durchzündungen viel, viel schwächer ablaufen oder sogar erst nicht auftreten. Dabei spielt die Rauchgaskühlung eine bedeutende Rolle. Durch Sie werden die Rauchgase im Vorraum des Brandrandes soweit gekühlt, dass diese nur noch schwach oder gar nicht mehr abbrennen. Dazu wird beispielsweise in dem wohlbekannten Impulsverfahren Wasser in die Brandgase eingebracht, die dort verdampfen und dem Brandauch somit Energie entziehen. Auch das Benetzen von thermisch aufbereiteten Oberflächen führt zu einer Entschärfung der Lage. Hat man nun noch die Möglichkeit die gekühlten Brandgase aus dem Vorraum abzuführen, beispielsweise durch das kurzzeitige Öffnen eines Fensters, so ist die Gefahr einer Durchzündung und der damit resultierenden Brandausbreitung und Gefährdung des Atemschutztrupps deutlich geringer beim Öffnen und Betreten des Brandraumes. Auch wird gezeigt wie man versuchen kann, eine Rauchgasdurchzündung mit Druckanstieg zu blocken. Hier sei der Fokus auf das Wort versuchen gelegt.

Kann man eine Durchzündung überhaupt blocken?

Eine Durchzündung in einem Überseecontainer unter Trainingsbedingungen zu blocken ist durchaus möglich. Allerdings ist dies im realen Einsatzgeschäft bei weitem nicht so. Aus diesem Grund werden nur Maßnahmen gezeigt, die vielleicht einen gewünschten Erfolg in einer realen Situation bringen können, vielmehr soll den Teilnehmern an dieser Stelle die Übungskünstlichkeit vor Augen geführt werden und der Gedanke des dennoch bestehenden Sicherheitsrisiko in die Maßnahmenplanung des Trupps mit eingehen. Diese vielleicht Erfolg bringenden Maßnahmen sind eine Rauchgaskühlung vor der Brandraumtür und die Verwendung eines breiten Sprühstrahls bei der Entwicklung einer Rauchgasdurchzündung. Darüber hinaus werden auch die Folgen eines falsch vorgetragen Löschversuchs gezeigt. Der Trupp öffnet die Brandraumtüre und es kommt zu einer Rauchgasdurchzüdnung mit Druckanstieg. Gibt der Strahlrohrführer im Moment des Entzünden der Rauchgasdurchzüdnung einen schmalen Sprühstrahl oder einen Vollstrahlstoß Wasser in den Brandraum unterhalb der Rauchgase ein, so wird durch den zusätzlich eingebrachten Sauerstoff die Durchzündung intensiviert und verwirbelt, sodass eine enorme Stichflamme aus der Brandraumtür heraus schlägt.

Der dritte Durchgang

Die Beschreibung des dritten Durchgangs fällt nun deutlich kürzer aus, als die der ersten beiden. Grund dafür ist, dass der dritte Durchgang stark dem Zweiten ähnelt, nur das jetzt jeder Teilnehmer die Möglichkeit hat, die im zweiten Durchgang angesprochen Dinge selbst auszuprobieren und zu vertiefen. Dazu zählen insbesondere die Rauchgaskühlung und das eventuell mögliche Blocken von Rauchgasdurchzüdnungen.

Training im Brandraum (4. Durchgang)

Eine Angriffsübung bildet den vierten und auch letzten Durchgang eines eintägigen Heißausbildungsseminars. Truppweise, unter Begleitung eines Ausbilders, gehen die Teilnehmer in die als Wohngebäude gestaltete Containeranlage vor. Dabei haben die Einsatzkräfte die Möglichkeit das Vorgehen im Brandraum zu trainieren. Das Öffnen von Türen, die Rauchgaskühlung und die Brandbekämpfung, die zuvor einzeln in den Durchgängen trainiert wurden, werden hier nun in einem realen Szenario abgefragt. Zeitgleich werden Dinge wie Strahlrohrtraining, Schlauchmanagement und Kommunikation trainiert. Den Abschluss dieses Durchgangs bildet die mechanische Ventilation. Dabei führt der begleitende Ausbilder den beiden Truppmännern zunächst die notwendigen Maßnahmen vor. Im Anschluss daran haben beide die Möglichkeit, diese Entrauchungsmethode zu trainieren. Dies geschieht durch ein nachgebautes Fenster in einem verrauchten 20 Fuß großen Überseecontainer.

 

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Ich habe die Beschreibung des vierten Durchganges bewusst oberflächlich gehalten, da bei jedem Trupp das Vorgehen ein anderes ist. Ein genaues Feedback erhalten die Teilnehmer direkt nach dem Durchgang durch den begleitenden Trainer. Dieser geht auf die Vor- und Nachteile der angewandten Maßnahmen ein und bietet auch Alternativvorschläge, wenn der vorgehende Trupp einmal eine ungeschickte Maßnahme durchgeführt hat. Dieser Durchgang ist von außen betrachtet relativ unspektakulär, da kein großes Hollywoodfeuer abgebrannt wird. Allerdings vereint er alle vorher besprochenen und erlernten Inhalte und gibt noch einmal ein direktes Feedback bezüglich des Ausbildungsstands der Einsatzkräfte. Jeder Teilnehmer kann für sich selbst reflektieren, an welchen Stellen er besser oder weniger gut trainiert ist und diese Erkenntnis mit in die Standortausbildung in der Heimatwehr einfließen lassen.

Nach dem Absolvieren dieser vier Durchgänge war der zweite Ausbildungstag beendet. Nachdem die Atemschutztechnik und die Schutzkleidung für den nächsten vorbereitet waren konnten die Teilnehmer sich beim Duschen regenerieren. Den Abschluss bildet wieder ein gemeinsames Abendessen in geselliger Runde, ähnlich wie vom Vorabend.

Im nächsten Artikel geht es mit der Beschreibung der Ausbilderausbildung weiter.

Über den Autor

martin-bicking-feuerwehrlebenMartin Bicking ist passionierter Feuerwehrmann. Mit zehn Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr ein und ist seit 2006 in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Siershahn aktiv. Seminare und Veranstaltungen rund um das Thema Feuerwehr haben für Martin einen hohen Stellenwert. Durch feuerwehrleben.de möchte er den Erfahrungsaustausch unter Feuerwehrleuten fördern und ihnen die Möglichkeit bieten, ihr Feuerwehrwissen zu erweitern

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