Gefahren im Feuerwehreinsatz Teil 5: Erkrankung/ Verletzung

P1010729-2Die Gefahren von Verletzung und Erkrankung habe ich in zwei Themen aufgeteilt, da es zum einen darum geht, eine Verletzung oder Erkrankung von vorneherein zu verhindern und zum Anderen, dass bei einem Notfall richtig gehandelt wird. In manchen Situationen hängt das Überleben eines Patienten von den richtigen Maßnahmen der Ersthelfer ab. Deswegen widme ich mich der Ersten Hilfe in einem Ergänzungsartikel.

Die Feuerwehr ist kein Ponyhof! Es kann uns jederzeit passieren, dass wir verletzt werden. Es fängt an mit kleineren Schürf- oder Schnittwunden und endet mit tödlichen Verletzungen. Wenn alle Beteiligten bei Einsätzen und Übungen ihren Job ordentlich machen, dann kann die Gefahr einer Verletzung schon mal deutlich verringert werden, denn die häufigste Unfallursache ist menschliches Versagen. Es gibt umfangreiche Untersuchungen und Konzepte, um diesen häufigsten Fehlerfaktor. Ich selber finde diesen Bereich sehr interessant, da schnell klar wird, dass im Prinzip Jedem Fehler unterlaufen können.

Die Luftfahrt hat das Problem erkannt und ein Konzept mit dem Namen „Crew Resource Management“ (CRM) entwickelt. Aus der sorgfältigen Analyse von Flugzeugunglücken haben Fachleute die häufigsten Ursachen herausgefunden und Gegenmaßnahmen entwickelt. Mit den Hinweisen, die CRM enthält, könnt ihr also Fehler vermeiden, die andere schon das Leben gekostet haben. Sollte ein guter Grund sein, dieses Konzept bzw. das Problem allgemein, ernst zu nehmen. Denkt immer daran, dass Menschen Fehler machen können. Im Prinzip kann der Mensch dadurch selber zur Gefahr werden – also seid darauf eingestellt. Die einfachste Maßnahme gegen menschliche Fehler ist das Vier-Augen-Prinzip (gegenseitige Kontrolle).

Mein Ziel mit der Serie „Gefahren im Feuerwehreinsatz“ ist es erst einmal nur, euch auf die Gefahren aufmerksam zu machen und zu zeigen woran man sie erkennen kann. Meistens liegen die richtigen Maßnahmen dann auf der Hand, denn damit wurden wir alle ausgebildet. Da der Bereich „menschliche Fehler“ (noch) kein Bestandteil der Feuerwehrausbildung ist, fehlen uns da logischerweise die Ansätze. Ich kann mir vorstellen, dass wir auf feuerwehrleben das Thema Crew Ressource Management nochmal aufgreifen, aber das wird etwas dauern. Wer so lange nicht warten will kann sich das Buch „Crew Resource Management for the fire service“ von Randy Okray und Thomas Lubnau II auf Englisch durchlesen.

Viele der Gefahren aus dieser Serie können auch Menschen schädigen. Neben den anderen Themen helfen uns vor allem die Unfallverhütungsvorschriften (UVV). Hinweise die dort drin stehen werden nicht dazu aufgenommen, um Feuerwehrleute zu schikanieren. Es passiert regelmäßig, dass Feuerwehrleute über Schläuche stolpern oder die Kupplung von einem Rollschlauch vors Knie bekommen. Es heißt, dass der Mensch aus Fehlern lernt. Glücklicherweise müssen das nicht die eigenen sein! Gerade weil man bestimmte Fehler nur einmal machen kann, gibt es die Unfallverhütungsvorschriften.

Mit der UVV sind schon viele Quellen von Verletzungen abgedeckt. Dem Thema Erkrankungen widmen sich die Unfallkassen ebenfalls sehr intensiv, obwohl die Feuerwehr dafür noch nicht einmal ursächlich sein muss. Ich möchte aber noch ein paar Worte dazu verlieren: Wer als Privatmensch nicht auf seine Gesundheit achtet, kann erkranken. Wenn diese Erkrankung dann im Einsatz akut wird (bestes Beispiel ist der Herzinfarkt), dann gefährdet ihr nicht nur euch selbst, sondern auch die Kameraden. Wen seine Gesundheit nicht kümmert, der sollte wenigstens keine Leute damit gefährden – also im Zweifelsfall kein Einsatzdienst mehr.

Da eigentlich jeder lieber gesund ist, können wir den Schritt gleich wieder vergessen. Viel wichtiger ist es, richtig vorzusorgen. Die beiden Grundbausteine sind so ziemlich jedem bekannt – Ernährung und Bewegung. Ja ok, das hört sich jetzt wieder spießig und langweilig an. Ich möchte es auch nicht allzu sehr auswalzen. Nur so viel: Sport kann zusammen mit den Kameraden sehr viel Spaß machen und ist eine gute Vorbeugung für viele Beschwerden und Probleme. Ich selber habe aufgrund meiner sitzenden Tätigkeit manchmal Verspannungen im Rücken. Wenn ich regelmäßig Sport mache geht es mir damit sofort besser. Wem das immer noch kein Anreiz ist, der kann sich vielleicht mit (Uniform-) Abzeichen motivieren.

Motivation-2Dieses Jahr habe ich mit drei Kameraden zusammen das Deutsche Feuerwehr Fitness Abzeichen (DFFA) in Gold abgelegt. Sowohl das DFFA, als auch das Deutsche Sportabzeichen und der Rettungsschwimmer in Silber und Gold dürfen an der Feuerwehruniform getragen werden – sofern man es sich verdient hat.

Mein vorerst letzter Punkt betrifft vor Allem Führungskräfte, denn die sind in der Verantwortung ihren Leuten gegenüber. Wer Menschen mit anstrengenden Aufgaben betraut, muss auch schauen, ob sie denen überhaupt gewachsen sind. Wer zwei sehr unerfahrene Atemschutzgeräteträger in einen ausgedehnten Wohnungsbrand schickt, geht ein erhöhtes Unfallrisiko ein.

Man sollte die Kameraden ebenfalls nicht physisch überlasten. Es gibt Leute die sprichwörtlich ackern bis sie umfallen. Hier gilt es Belastungsgrenzen zu erkennen und die Leute vorher abzuziehen. Da können gerne alle Kameraden ein Auge aufeinander haben. Ich selber achte immer auf meinen Truppmann, wenn ich in den Atemschutzeinsatz gehe und frage regelmäßig nach seinem Befinden.

Andersrum sollte natürlich jeder Feuerwehrmann zugeben, wenn er überfordert ist. Es ist nur zu nachvollziehbar, wenn Jemand gut dastehen möchte und deswegen Hemmungen hat, Schwächen zuzugeben. In der Feuerwehr kann das aber über Leben und Gesundheit entscheiden. Wir können uns darauf einigen, dass es schon verdammt mutig und stark ist, überhaupt Feuerwehrdienst zu leisten. Wenn wir dabei an Grenzen stoßen oder es einem mal schlecht geht, ist das völlig OK – was dann nur sehr schlecht ist, wenn man nicht den Mut hat, es zuzugeben.

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Ein großes Dankeschön an meine Korrekturleser. Namentlich: Thorsten Bellon (Lagedienstführer BF Hamburg), Prof. Dr. Stefan Oppermann (stv. Leiter Institut für Notfallmedizin) und Florian Fastner (Feuerwehrleben).

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