Ausbilder für Rauchgasdurchzündungsanlagen 1: Eindrücke und Erlebnisse

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Im April vergangenen Jahres hatte ich die Möglichkeit an einem Ausbilderkurs für feststoffbefeuerte Brandübungsanlagen bei  I.F.R.T International Fire and Rescue Training in Külsheim teilnehmen zu dürfen.

Dieser Kurs ist Teil unserer Recherche und Grundlage einer Serie von Artikeln rund um das Thema Heißausbildung, die wir euch präsentieren werden. Doch bevor wir uns nun in die Fachartikel stürzen möchte ich meine Eindrücke und Erlebnisse aus diesem Kurs mit euch teilen.

In der Woche vom 06. bis zum 10. April stand also der Kurs „Ausbilder für Rauchgasdurchzündungsanlagen“ an. Nach einer rund zweieinhalbstündigen Autofahrt in den frühen Stunden des Ostermontags erreichte ich das mir schon bekannte Trainingsgelände von I.F.R.T in Külsheim. Dieses befindet sich auf einem Panzerwaschplatz des Panzerzentrums Süd-West innerhalb der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne. Im Jahre 2004 wurde der Bundeswehrstandort Külsheim geschlossen und die Stadt Külsheim kaufte das ehemalige Kasernengelände und wandelte es zu einem Wirtschaftsstandort um. Für ein Feuerwehrausbildungszentrum wie es die Jungs von I.F.R.T betreiben, ist dieser Standort auf Grund seiner Infrastruktur und Lage ein wahrhaftiges Schlaraffenland.

Der erste Tag als theoretische Einführung ins Thema

Nach einer herzlichen Begrüßung durch Stefan Feucht, Geschäftsführer von I.F.R.T, ergab sich bei einer Tasse Kaffee der erste Kontakt zu den anderen Teilnehmern. Pünktlich um 10 Uhr starteten wir dann in den ersten Lehrgangstag. Zunächst stand eine Begrüßung der Teilnehmer an, gefolgt durch die Vorstellung der Ausbilder: Neben Stefan Feucht begleitete uns Ulrich Busch, beide von I.F.R.T, zusammen mit Ausbilderkollegen der Berufsfeuerwehr Bottrop durch den Lehrgang. Die Bottroper Kammeraden haben ihre Qualifikation ebenfalls bei I.F.R.T erlangt und waren nun zu einem Erfahrungsaustausch wieder nach Külsheim gereist. In der sich anschließenden Vorstellungsrunde der Teilnehmer wurde schnell klar, dass wir ein bunt gemischter Haufen an Feuerwehrmännern waren und ein interessanter Erfahrungsaustausch stattfinden würde. Unsere Gruppe setzte sich zusammen aus freiwilligen und hauptamtlichen Kräften aus verschiedenen Regionen Deutschlands, wobei Süddeutschland dabei am stärksten vertreten war. Des Weiteren waren Kollegen von der Bundeswehr oder der staatlichen Feuerwehrschule Würzburg dabei. Ebenso waren Kameraden dabei, die eine Brandübungsanlage zu Hause haben oder welche die komplett neu in dieses Thema einsteigen wollten.

Weiter ging es mit einer kurzen Diskussion über Wünsche und Erwartungen an den Lehrgang. Dabei merkte man schnell, dass viele ähnliche Erwartungen an den Kurs hatten: Neben dem sicheren Bedienen einer feststoffbefeuerten Brandübungsanlage wollten die Teilnehmer ihren eigenen Wissenstand festigen und vertiefen sowie einen Blick über den Tellerrand werfen, um Ideen und Anregungen für die Ausbildung am eigenen Standort mitnehmen zu können. Bevor es nun in den eigentlichen theoretischen Unterricht ging stand noch die Lehrgangsorganisation an. Neben dem Durchsprechen des Unterrichtsplan, wurde auf das Übungsgelände eingegangen, und eine erste theoretische Sicherheitseinweisung durchgeführt. Auch gehörte der Hinweis auf Einhaltung der Schwarz-Weiß-Trennung und die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme dazu. An dieser Stelle sei erwähnt, dass dieser Ausbilderlehrgang auf Grundlage der Handlungsempfehlung der Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren in Nordrhein-Westfalen zur Qualifikation von Ausbildern für Rauchgasdurchzündungsanlagen konzipiert wurde und danach ausgebildet wird.

Der theoretische Unterricht begann mit dem Verbrennungsvorgang, gefolgt vom typischen Brandverlauf bis hin zu den Phänomenen der extremen Brandausbreitung. Auch wurde auf die bei einem Brand entstehenden Rauchgase sowie auf die Pyrolyse und deren Einfluss auf das Feuer sowie auf unser Vorgehen eingegangen. Äußerst interessant waren das Thema Brandlasten und das Brandverhalten von alten sowie modernen Gebäuden. Im folgenden Video ist das Brandverhalten eines alten Wohnzimmers und einem modernen Wohnzimmer zu sehen. Interessant dabei ist die rasante Brandentwicklung bei dem modernen Wohnzimmer und dem dazu doch sehr träge vorgehenden Brandverlauf in dem alten Wohnzimmer.

Videos der Brandverläufe


Dieser Versuch wurde durch das amerikanische Forschungsinstitut UL Underwriter Laboritories durchgeführt, die sich ausführlich mit dem Brandverhalten von Materialien und Gebäuden beschäftigen. Ein Besuch deren Homepage Website ist zu empfehlen, insbesondere wenn man sich näher mit diesen Themen beschäftigen möchte.
Die für mich persönlich beeindruckenste Erkenntnis war die Menge der mobilen Brandlast in Wohngebäuden. Dieses Bild zeigt sämtliche brennbaren mobilen Gegenstände ausgenommen der Möblierung, die eine vierköpfige Familie in ihrem Wohnhaus unterbringt. Wie dort zu erkennen handelt es sich dabei um eine nicht unbeträchtliche Menge an Brandmaterial, das das Brandverhalten stark beeinflussen kann.

Auch die Grundlagen zu Hohlstrahlrohren wurden erläutert und daraus die Konsequenzen für die Brandbekämpfung gezogen. Wichtig dabei ist die Erkenntnis, dass nicht jede Brandbekämpfungsmethode zu jeder Brandlage passt und nicht alles was in einem feststoffbefeuerten Überseecontainer funktioniert auch in der Einsatzpraxis funktioniert. Der Strahlrohrführer sollte sich deshalb seiner Möglichkeiten bewusst sein und lageabhängig die für ihn richtige Auswahl anwenden. Ist beispielsweise eine direkte Brandbekämpfung möglich so sollte diese auch durchgeführt werden. Ist die Situation nicht sicher genug für den vorgehenden Trupp so sollte die Situation durch abkühlen der Rauchgase gesichert und anschließend neu bewertet werden. Ist mit einer schnellen Brandausbreitung zu rechnen, so kann mittels indirekter Brandbekämpfung die Wahrscheinlichkeit des Eintretens dieser Brandausbreitung reduziert werden. Dazu lassen sich erhitzte Oberflächen kühlen womit ein weiteres Ausgasen dieser Oberflächen verhindert wird. Zeitgleich können durch das Einbringen von Wasser die Rauchgase gekühlt werden und somit dem Brand selbst Energie entzogen werden. Dieses Vorgehen wird als Raumkühlung bezeichnet. Auch sollte der Strahlrohrführer die Wurfweiten und Strahlformen seines Hohlstrahlrohrs nutzen. Bei einem schmalen Vollstrahl hin zum Vollstrahl lassen sich große Wurfweiten erreichen, die der Trupp nutzen kann um einen gewissen Abstand zum Feuer halten zu können. Dabei haben die Wassertröpfchen auch einen längeren Weg durch die Rauchgase und kühlen diese intensiver. Auch ist ein gezielter Vollstrahl möglich um das Feuer direkt in seiner Glut zu bekämpfen. Mit einem breiten Sprühstrahl hingegen ist das Benetzen von größeren Flächen einfacher, allerdings mit einer sehr kurzen Wurfweite. Alle Einstellungen dazwischen ergeben sich durch den Wissenstand des Strahlrohrführers. Abgerundet wurde dieser Themenbereich noch mit verschieden Videos die das korrekte aber auch falsche Vorgehen bei der Brandbekämpfung mit den entsprechenden Folgen zeigten.

Brandverläufe mit der Flashover-Box

Zum Abschluss dieses ersten Tages wurde auf dem Übungsgelände in kleinen praktischen Vorführungen das Erlernte über den Brandverlauf mit all seinen Facetten an sogenannten Flashover-Boxen gezeigt. Dabei handelt es sich um kleine, aus Spanplatten zusammengebaute Modellzimmer in denen der gesamte Brandverlauf, einschließlich der Phänomene der schnellen Brandausbreitung, mit echtem Feuer und Rauch realitätsnah dargestellt werden kann. Diese Zimmerbrände im kleinen Maßstab eignen sich sehr gut für die Standortausbildung der Atemschutzgeräteträger da sie mit kleinem Aufwand eindrucksvoll das Brandgeschehen, wie in den folgenden Bildern zu sehen, wiedergeben.

Ein weiterer Versuch zeigte die Auswirkungen des Brandherdes auf die zeitliche Entwicklung des Brandes. Dazu wurde in dem linken Raum das Feuer in einer Ecke des Raumes entfacht während in dem rechten Raum das Feuer in der Raummitte entfacht wurde. Wie die folgenden Bilder zeigen steht der linke Raum schon in Vollbrand während sich das Feuer im rechten Raum noch in einem fortgeschrittenen Entstehungsbrand befindet.

Über den Autor

martin-bicking-feuerwehrlebenMartin Bicking ist passionierter Feuerwehrmann. Mit zehn Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr ein und ist seit 2006 in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Siershahn aktiv. Seminare und Veranstaltungen rund um das Thema Feuerwehr haben für Martin einen hohen Stellenwert. Durch feuerwehrleben.de möchte er den Erfahrungsaustausch unter Feuerwehrleuten fördern und ihnen die Möglichkeit bieten, ihr Feuerwehrwissen zu erweitern

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