FEUERWEHRLEBEN

Gefahren im Feuerwehreinsatz Teil 6: Erste Hilfe

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Diese Gefahr betrifft wieder ein großes Feld: Das der Notfallmedizin. Rettungsassistenten absolvieren hierfür eine zweijährige Ausbildung – selbst Ärzte brauchen nach sechs Jahren Studium noch einen Fachkundenachweis, um Notarzt zu werden. Was ich damit sagen möchte ist, dass wir bei der freiwilligen Feuerwehr nur begrenzte Möglichkeiten in dem Gebiet der Notfallmedizin haben, selbst wenn wir die fehlende Ausrüstung außer Acht lassen.

Trotzdem wird von uns erwartet, dass wir bessere Erste Hilfe leisten, als der Normalbürger bzw. Autofahrer. Was können wir also als Feuerwehr an einer Unfallstelle leisten und was nicht?

Einige Dinge können wir ganz schnell ausschließen: Alles wofür uns das entsprechende Material fehlt. Also keine Transporte ins Krankenhaus, keine Gabe von Medikamenten und keine Überwachung mittels EKG. Das ist alles Aufgabe des Rettungsdienstes. Wir sind trotzdem nicht ganz hilflos, wenn der RTW mal länger braucht.

Tatsächlich können freiwillige Feuerwehrleute schon viel leisten, um auch im medizinischen Sinne Leben zu retten oder dem Rettungsdienst vorzuarbeiten. Allem voran sollte jeder Feuerwehrmann besonders fit in Erster Hilfe sein und nicht lange überlegen, wie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung funktioniert – nur nochmal zur Erinnerung: Auf festem Untergrund 30-mal Drücken, dann zweimal Beatmen, Frequenz von 100 Schlägen pro Minute und mindestens fünf Zentimeter Drucktiefe.

Da der Herzinfarkt mittlerweile eine Zivilisationskrankheit ist, wäre ein Defibrillator (AED) für Feuerwehren wirklich zu empfehlen. Der AED dient vorallem dem Schutz der eigenen Kräfte, denn im Einsatz sind wir in der Regel starkem Stress ausgesetzt. Es gibt genug Fälle, in denen Kameraden plötzlich einen Herzinfarkt erlitten haben.

Für Feuerwehrleute ist es in der Regel auch gut zu wissen, wie man mit Verbrennungen umgeht. Wenn das noch kein Thema auf dem Übungsabend war, solltet ihr das vielleicht einmal anregen. In der Regel unterstützen die ehrenamtlichen Hilfsorganisationen gerne. Als Alternative kann ich das Rote Heft „Erste Hilfe im Einsatzdienst“ oder die kostenlose Datenbank des DRK empfehlen.

Bei der Gelegenheit kann es nichts schaden, sich auch über die Themen Schlaganfall, Herzinfarkt, Blutungen /Druckverband, Bewusstlosigkeit (stabile Seitenlage) und eventuell Knochenbrüche/ Wirbelsäulenverletzungen (Motorradhelm abnehmen) zu informieren. Das umfasst die wichtigsten, häufig lebensrettenden Maßnahmen.

Vorbildlich: Auch der Ersthelfer hat sich Einmalhandschuhe angezogen.

Allgemein möchte ich noch anmerken, dass bei medizinischen Maßnahmen immer Einweghandschuhe getragen werden. Ich selber trage zwei Paar in der Einsatzjacke mit mir, um nicht erst loslaufen und einen Erste-Hilfe-Kasten suchen zu müssen. Damit die Handschuhe nicht kaputt gehen, kann man sie auch in eine dieser gelben Hüllen aus dem Überraschungs-Ei stopfen.

Erste Hilfe ist kein Hexenwerk. Die Grundlagen, die ich oben aufgezählt habe, kann eigentlich jeder leisten und wenn einem gerade wirklich nichts einfällt, dann bleibt immer noch RVZ – also Ruhe, Vertrauen und Zuversicht. Guter Zuspruch kann einem Unfallopfer schon viel helfen. Sorgt für Ruhe und lasst den Patienten nicht alleine. Redet ruhig mit ihm, lenkt ihn von der Verletzung ab. Wenn möglich könnt ihr schon mal Details über den Unfallhergang in Erfahrung bringen, dabei sind auch umstehende Zeugen wichtig. Das sind Informationen, die für den Rettungsdienst sehr wichtig sein können.

Am Schluss möchte ich nochmal auf eine sehr schön gestaltete Simulation aus England aufmerksam machen: life-saver.org.uk  Unten noch ein deutschsprachiges Video zur Reanimation.

——————————————————————-

Ein großes Dankeschön an meine Korrekturleser. Namentlich: Thorsten Bellon (Lagedienstführer BF Hamburg), Prof. Dr. Stefan Oppermann (stv. Leiter Institut für Notfallmedizin), Johann Bauer (Rettungsassistent) und Florian Fastner (Feuerwehrleben).

Die mobile Version verlassen