FEUERWEHRLEBEN

Privatfeuerwehr vs. städtische Berufsfeuerwehr

Seit langem schon geht ein Schreckgespenst durch die deutsche Feuerwehrwelt, die Privatfeuerwehr. Angeregt durch die Diskussion auf feuerwehr.de bin ich über die Frage gestolpert, ob eine Privatfeuerwehr überhaupt kostengünstiger wie eine städtische Berufsfeuerwehr sein kann. Daher mal ein Gedankenspiel, was ich als Unternehmer eine Privatfeuerwehr machen würde.

Bekommen deutsche Berufsfeuerwehren bald Konkurrenz?

Zuerst muss man sich die Frage stellen, wo und wie man überhaupt preiswerter als die städtische Feuerwehr sein kann. Schaut man sich die Jahresberichte von Berufsfeuerwehren an, so sieht man, dass der größte Anteil die Personalkosten sind. Aus dem Bauch heraus macht das um die 80% der Ausgaben aus. Wenn ich als Feuerwehrunternehmer also günstiger sein möchte als die aktuelle Feuerwehr, habe ich zwei Möglichkeiten. Entweder ich zahle für meine Mannen weniger, oder ich hole aus ihnen mehr raus. Ziel sollte es daher sein, die Personalkosten zu optimieren und die Arbeitskraft zu steigern.

Geschäftsbereich Rettungsdienst & Krankentransport

Eigenes Personal für den Rettungsdienst, kann Personalkosten sparen.

Im ersten Schritt würde ich daher den Rettungsdienst in einen eigenen Geschäftsbereich packen und aus der Feuerwehr heraus lösen. Dort würde ich nur noch reines Rettungsdienstpersonal einstellen und auf die Mindestqualifikation herunterfahren die vom Gesetz bzw. dem Kunden gefordert wird. In Bayern würde das bedeuten: Auf einem RTW nur noch ein Rettungsassistent, der Kollege maximal Rettungsdiensthelfer, auf dem KTW ist ein Rettungssanitäter mit Rettungsdiensthelfer das Höchste der Gefühle. Als Unternehmer hätte ich dadurch Mitarbeiter die weniger Ausbildung benötigen und dadurch auch weniger Gehalt bekommen. Zudem hätte ich durch die geringeren Anforderungen auch eine größere Auswahl an Personal, weil RA, RS und RDHler springen halt mehr rum, wie fertig ausgebildeten Feuerwehrler in der Qualifikationsebene 2 die in der Regel mindesten RS und eine komplette Feuerwehrausbildung haben.

Geschäftsbereich Feuerwehrdienstleistung

Kommen wir nun zum Kerngeschäft der Feuerwehr. Hier ist es erstmal wichtig Mitarbeiter so viel wie möglich in der Wache zu haben, damit sie möglichst viel arbeiten können. Natürlich hängt das vom Geschäftsmodell ab, aber ich gehe mal davon aus, dass einmal ein pauschaler Grundbetrag pro Jahr für das Feuerwehrunternehmen gezahlt wird und dann noch eine geringe Abrechnung pro Einsatz dazu kommt. Daher würde ich die Alarm- und Ausrückeordnung überdenken und möglichst wenig Personal an der Einsatzstelle binden. Klar beim Wohnungsbrand und Verkehrsunfall orientiert man sich an den Standards, aber so Sachen wir First-Responder, Türöffnung oder Anforderung der Drehleiter für den Rettungsdienst kann man von Personalaufwand optimieren. Statt einem kompletten HLF kann man zu einem First-Responder Einsatz auch einen Klein-PKW  mit 1-2 Mann auf die Straße schicken. Türöffnungen ebenfalls, und zur Ableiterung nur noch eine Drehleiter mit drei Feuerwehrangehörigen.

Im Ausland gibt es Unternehmen die Feuerwehr- und Rettungsdienstleistungen anbieten

Nun was macht man aber mit den Kollegen auf der Wache? Grundsätzlich würde ich die Ruhezeiten abschaffen. Das heißt es wird beispielsweise von 8:00 bis 17:00 gearbeitet und dann gehts ab nach Hause. Natürlich machen die Kollegen dann keine 24 Stunden Schichten mehr, sondern haben nur noch acht Stunden Arbeitszeit, dafür sind sie während dieser Zeit aber auch komplett durchbeschäftigt. Wenn die Mitarbeiter mit reiner Feuerwehrarbeit nicht ausgelastet sind, kann die Arbeitskraft auch anderweitig verkaufen. Entweder übernehme ich Aufgaben für die umliegenden Feuerwehren (Atemschutz, Schlauchwerkstatt, etc.), mache feuerwehrfremde Arbeiten (Werkstatt, Hausmeisterservice, Fahrzeugreinigung, etc.) oder biete Dienstleistungen an bei denen ich nicht vor Ort sein muss (Projektarbeit übers Internet, Planungsaufgaben, etc.).

Damit hätte ich als Unternehmen den Vorteil, dass ich jederzeit ausrücken kann, falls aber kein Einsatz ist, kommt trotzdem Geld durch Dienstleistungsarbeit ins Haus.

Geschäftsbereich Zentrale Dienste

Alle nicht zeitkritischen Funktionen in der Feuerwehr würde ich in einem eigenen Geschäftsbereich zentralisieren. Fahrzeugbeschaffung, Kleiderkammer, Sicherheitswachen, vorbeugender Brandschutz, Gefahrenabwehrpläne, Einsatzplanung und so weiter und so fort. Dafür brauche ich nicht in jeder Feuerwehr die gleichen Jobs, sondern lasse diese durch zentrale Geschäftsstellen erledigen. Somit hat man keine parallelen Strukturen und muss auch nicht ständig das Rad neu erfinden, so gibt es beispielsweise für alle ein Standard Löschfahrzeug und Standard Schutzkleidung.

Was man auch nicht vergessen darf. Als Privatunternehmern hat man keine Beamten im Dienst sondern gewöhnliche Angestellte. Das heißt ich kann hier nach dem Leistungsprinzip zahlen, mich von Mitarbeitern trennen die nicht die Erwartungen erfüllen oder besonders gute Mitarbeiter mit Mehrgehalt locken.

Die andere Seite der Medaille

Die von mir aufgezählten Punkte sind natürlich nicht alle positiv und in vielen Bereichen bedeutet dies ein massives Umdenken. Und selbstverständlichen gibt es bei Privatfeuerwehr auch nicht zu unerschätzende Risiken.  Es sind nun mal Wirtschaftsunternehmen bei denen der Gewinn im Vordergrund steht. Wenn es schlecht läuft kann so ein Betrieb auch mal Pleite gehen und man steht als Stadt da und hat plötzlich keinen Feuerwehrdienstleister mehr. Auch kann es zu Preissteigerungen kommen die dann auch wieder von der Stadt getragen werden müssen. Zudem ist muss man die bestehenden Beamten im Feuerwehrtechnischen ja auch weiter beschäftigen.

Was heißt das jetzt?

Bei kleinen Werkfeuerwehren sind feuerwehrfremde Arbeiten während der Dienstzeit normal

Die Brandschutzwelt wird sich die nächsten Jahrzehnte massiv in Deutschland verändern. Nicht zuletzt hat das mit Veränderungen zu tun die unsere gesamte Gesellschaft betrifft. Hohe Schuldenberge, schrumpfende Bevölkerungszahlen und andere Nationen die uns Deutschen massiv konkurrenz machen, werden uns vor neue Herausforderungen stellen.

Daher ist es wichtig, dass man sich als Feuerwehr jetzt auf die Zukunft vorbereitet und auch mögliche Szenarien durchdenkt um sich strategisch darauf vorzubereiten. Es bringt nichts die Privatfeuerwehr zu verteufeln, sondern man muss sich hinsetzen, überlegen wo private Anbieter besser sind und genau in diesen Bereichen aufholen. Um so bessere man auf einen möglichen Markteintritt von privaten Wettbewerbern vorbereitet ist, um so höher sind die Chancen zu überleben. Verlieren werden die Feuerwehren, die sich nicht ändern und an alten Zeiten festhalten wollen. Genau hier wird nämlich der finanzielle Vorteil einer Privatfeuerwehr am größten sein und somit auch die Gefahr von eben dieser abgelöst zu werden.

Die ursprüngliche Diskussionen zu dem Thema könnt ihr übrigens hier auf feuerwehr.de nachlesen.

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Wie ist Eure Meinung zu privaten Anbietern im Feuerwehrbereich? Haben sie wirklich Vorteile gegenüber städtischen Feuerwehren oder ist das nur Schönheitsoperation um den städtischen Haushalt aufzuhübschen?

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