FEUERWEHRLEBEN

Nichts, einfach nichts. Tagelang, wochenlang vielleicht sogar monatelang einfach nichts.

Viele Ortswehren meist im ländlichen Bereich kennen sicherlich das „Problem“ das eigentlich gar keines ist: Gar keine bis wenige Einsätze. Doch mit einigen Idenn kann man die Zeit in der Feuerwehr interessant gestalten.

Sicherlich ist es sehr erfreulich aus Sicht jeder Feuerwehr, wenn diese keine Einsätze hat. Denn zu „Retten, Löschen, Bergen und Schützen“ kann sehr belastend sein, vor allem dort, wo man zu Hause ist. In Gemeinden wo jeder jeden kennt kann ein Einsatz bedeuten, dass man demjenigen Hilfe leisten muss, mit dem man zur Schule gegangen ist, der der Freund der Familie ist oder sogar, dass der Kamerad aus der eigenen Wehr in einer Zwangslage steckt. Keinesfalls eine leichte Situation. Doch jedem dürfte klar sein, dass Feuerwehr nebst Kameradschaft, Übungen, Hobby und anderen Dingen vor allem auch eines bedeutet- Einsatzdienst.

Doch wie soll man eine Feuerwehr motivieren und aufbauen, die kaum Einsätze hat und im Vergleich zu der Stützpunktwehr/ Nachbarwehr über „wenig“ Ausrüstung verfügt? Wie vermittle ich  „frischen“ Mitgliedern im Alter von 16 Jahren, dass auch „wir“ als Ortswehr schlagkräftig sein können und der Weg von kleinen Feuerwehren oftmals durch die Ideen und Initiativen gerade der jungen Kameraden geprägt wird?

Viele Feuerwehren begehen den „Fehler“ und machen sich selbst kleiner als sie wirklich sind. Kurzum: Sie bleiben hinter ihren Möglichkeiten. Motivation und Engagement sind nur dort vorhanden, wo ein Sinn existiert und Abwechslung sowie kontinuierlicher Fortschritt gelebt werden.

Nach der zugegeben etwas philosophischen Einleitung möchte ich anhand einiger weniger Beispiele deutlich machen, wie sich auch eine „kleine“ Feuerwehr mit wenig Aufwand und geringen finanziellen Mitteln weiterentwickeln kann und somit für Motivation und Entwicklung der Mitglieder sorgt und nebenbei auch noch ihr Image verbessert.

Präsenz zeigen

Kontinuierlich da sein zum einen in der eigenen Gemeinde /Stadt durch verschiedene Aktionen und Events. (Bspw. Tag der offenen Tür, Rauchmelder -Aktionen etc.). Dies trägt dazu bei, dass ihr eure Kasse füllt und zum anderen sehen die Menschen eurer Heimat das ihr da seid, euch Gedanken macht und nicht nur als  „der Saufverein Feuerwehr“ abgestellt werdet. Zugegeben etwas provozierend formuliert, in vielen Teilen Deutschlands haftet Freiwilligen Feuerwehren dieses Image leider immer noch an.

Seid ansprechbar und zeigt, dass ihr „wollt“ auch bei euren Partnerfeuerwehren/Stützpunkten und „Chefs“. Bringt euch und eure Mannschaft so gut ein wie es geht. Bietet euch an bei der Ausbildung auch außerhalb eurer Feuerwehr (bspw. Kreisausbildung). Präsenz und Engagement können beim „ziehen an einem Strang“ dazu führen, das auch ihr als Feuerwehrmann einer kleinen Gemeinde auf einmal Funktionen und Möglichkeiten übertragen bekommt um auf einer höheren Ebene zu arbeiten.  Werdet nach euren Vorstellungen und eurem Können ein Teil des Gefahrstoffzuges, der Führung der Gemeinde oder der Gerätewartung, um nur einige Beispiele zu nennen.

Übungsvielfalt

Nicht einfach, den Kameradinnen/ Kameraden jedes Mal ein neues Übungsszenario oder Übungsinhalt vorzubereiten. Vor allem dann nicht, wenn die vorhandene Technik sich auf ein bis zwei Fahrzeuge beschränkt. Doch seid kreativ; man kann auch im gewissen Umfang mit einem TSF/ TSA Technische Hilfeleistung durchführen. Um generelle Ideen zu bekommen gibt es ausreichend Literatur (bspw. „Themen-Special Kleine Übungen“ vom Feuerwehrmagazin) oder ihr leiht euch weitere Ausrüstung/ Fahrzeuge bei euren Partnerwehren.  Versucht auch Abwechslung bei den Dozenten/Übungsleitern walten zu lassen. Ihr gewährleistet so, dass jeder die Chance bekommt über ein Thema zu referieren, sich also auch darauf vorzubereiten. Ihr zeigt so den Kameraden, dass jeder ein wichtiger Teil des Gesamtkonstrukts Feuerwehr ist.

Sinnvoll ist es auch bei der Übungsgestaltung mit anderen Feuerwehren vor allem euren Stützpunktwehren zu kooperieren und gemeinsame Übungen durchzuführen, so lernt Ihr euch gegenseitig kennen und schätzen.

Neue Technik

Schafft kontinuierlich neue Technik an. Bleibt dabei realistisch und kauft nur das, was ihr auch tatsächlich im Einsatz gebrauchen könnt. Prädestiniert hierzu ist zum Beispiel ein Notfallrucksack. Die Kosten hierfür sind überschaubar (gute Angebote gibt es schon für 150-200€). Was ihr euch an dieser Stelle zutraut bestimmt ihr selber. Fangt „klein“ an und sorgt für eine optimale Erste-Hilfe Ausbildung, besteht ausreichendes Interesse? Dann erweitert eure Fähigkeiten mit Zusatzequipment (bspw. Stiffneck, Oxypack) natürlich muss dann auch erst wieder eine entsprechende fundierte Ausbildung zugrunde gelegt werden. Nutzt hier auch das Ausbildungsangebot von anderen Hilfsorganisationen (DRK, Malteser, ASB etc.). Gerade in ländlichen Gebieten kann es einige Zeit dauern bis ein RTW oder Notarzt vor Ort ist. Habt ihr die Ausbildung so könnt ihr die Erstversorgung professionell organisieren. Optimal ist es natürlich, wenn ihr sowieso Hauptamtlich Kräfte von anderen Hilfsorganisationen in eurer Feuerwehr habt.  Fast in jedem Ort findet sich auch ein Arzt/ eine Ärztin, ggf. kann dieser/ diese dann auch mal an einem Übungsabend referieren und euch bei eurer Ausbildung unterstützen.

Alles ausgiebig geübt? Der Umgang mit der neuen Technik sitzt? Dann schafft etwas Neues an!

Seid „Up to date“

Perfektioniert den Umgang mit der vorhandenen Technik und stellt bei Übungen neue Konzepte vor (bspw. Schlauchmanagement) diskutiert konstruktiv darüber und probiert diese gemeinsam aus.

Die Liste mit Erfahrungen kann man sicherlich unendlich weiterführen… Wie schaut´s bei euch in der Feuerwehr aus? Habt ihr Erfahrungen und Meinungen dazu, wie sich gerade „kleine“ Feuerwehren verhalten sollten um sich weiterzuentwickeln? Oder stoßt ihr bei Zusammenarbeiten mit euren Stützpunktwehren gar auf Ablehnung?

Über den Autor

Florian Fries ist Jahrgang 1989 und seit seinem zehnten Lebensjahr bei der Feuerwehr. Er ist als stellv. Wehrführer sowie Mitglied der Führungsstaffel in seiner Gemeinde im nördlichen Rheinland-Pfalz tätig. Der Marketingmanager war während seines Studiums bei der Bielefelder Feuerwehr aktiv und kennt somit die „Gegebenheiten“ bei einer Großstadtwehr bzw. von Feuerwehren im ländlichen Bereich.

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