Wenn es mit der Tagesalarmverfügbarkeit knapp wird oder die Ausrückzeiten zu lange sind, werden oftmals nach externen Gründen gesucht warum das so ist. Allerdings sollten die Feuerwehren auch selbst überlegen wie sie die eigenen Prozesse verbessern können um die Eintreffzeiten am Einsatzort zu verringern.
Bereits beim Ausrücken kann man sich überlegen wie man die Abläufe Rund ums und im Feuerwehrhaus optimiert
Ich gebe ja zu das Wort Prozessoptimierung klingt nicht besonders prickelnd, aber mir ist nicht wirklich ein passenderes Wort eingefallen. Um was geht’s heute? Wenn man die letzten Jahre zurückblickt dann wurde unsere Ausrüstung immer mehr optimiert. Schlauchtragekörbe, Schnellangriffsverteiler, Einmannhaspel und so weiter. Mit all diesen Geräten gehts heute effizienter als früher. Das gilt aber überwiegend erst für den Zeitpunkt, wenn wir vor dem Einsatzobjekt stehen. Zwischen Anrufannahme und Eintreffen am Einsatzort hat sich aus meiner Sicht nicht so viel getan. Vor allem wenig, wo sich (Freiwillige) Feuerwehren mal Gedanken gemacht haben, hey was könnten wir denn eigentlich besser machen?
Auslöser um über dieses Thema nachzudenken ist ein Artikel in der aktuellen Brandschutz (04/2012). Dort berichtet die Berufsfeuerwehr Köln auf Seite 254 wie sie derzeit eine dreimonatige Testphase durchführen, bei der ein Voralarm ausgelöst wird. Sobald dem Disponenten beim Anruf grob klar ist wo der Einsatzort ist und mindestens ein Löschzug benötigt wird, lösen die Kölner auf der zuständigen Wache einen Voralarm aus ohne, dass das Notruf bereits abgeschlossen ist. Alle weiteren Informationen werden dann per Einsatzprotokoll oder Funk an den voralarmierten Löschzug weitergegeben, wenn diese vorliegen. Die Kollegen in Köln schätzen den Zeitvorteil zwischen Vor- und Hauptalarm auf 30 – 90 Sekunden. Wenn man sich vor Augen hält, dass hauptamtliche Kräfte zwischen eineinhalb und drei Minuten brauchen um auszurücken, ist das natürlich ein erheblicher Zeitvorteil den man rausschlägt.
Bevor man sich überlegt was man besser machen kann, sollte man sich kurz vor Augen halten wie den aktuell der Ablauf von der Alarmierung bis zum Einsatzort ist. Die nachfolgende Grafik soll das verdeutliche. Grundlage ist die Empfehlung der AGBF, dass nach 9,5 Minuten zehn und nach 14,5 Minuten insgesamt sechzehn Feuerwehrkräfte vor Ort sein sollten.
Die ersten 1,5 Minuten werden für die Anrufannahmen und die Alarmierung verplant. Um ans Feuerwehrhaus zu kommen rechne ich bei den Erstausrückekräften mit vier Minuten. Dann noch eine Minuten zum Umziehen und Fahrzeug besetzen, bleiben noch drei Minuten für die Anfahrt zum Einsatzort. Da die weiteren sechs Kräft fünf Minuten mehr Zeit haben um am Einsatzort einzutreffen habe ich diese Zeit der Anfahrt zum Feuerwehrhaus draufgeschlagen. Nun mal ein paar spontane Ideen wie man in den einzelnen Prozesschritt Zeit sparen könnte.
Anrufabfrage und Alarmierung
- Voralarm: bereits wenn grob fest steht wo und was für ein Einsatz ist, werden die Kräfte alarmiert. Wenn die Anrufabnahme abgeschlossen ist können die fehlenden Einsatzinformationen nachgereicht werden
- Parallelalarmierung: Da die analoge Alarmierung über Selektivrufe recht lange dauerm kann, ermöglichen zusätzliche Schleifen um mehrere Einheiten auf einmal zu alarmieren. Statt sechs Abteilungen einer Stadt nacheinander zu alarmieren, könnte mit einem Selektivruf die komplette Alarmierung erledigt sein
- Große vor kleine Gruppe alarmieren: Bevor beim Kommandant der Melder geht wäre es sinnvoll ganz am Anfang der Alarmierung die Einheit zu setzen, die auch am meisten Einsatzkräfte an die Einsatzstelle bringen
- Rückmeldung: Sofortige Rückmeldung über Funkmeldeempfänger oder Handy (z.B. über eine App. oder per Kurzwahl) wieviel Leute zum Feuerwehrhaus kommen
Gerade letzter Punkt ist aus meiner Sicht für Freiwillige Feuerwehren ein großer Hebel um frühzeitig eine Nachalarmierung zu veranlassen. Bevor drei bis fünf Minuten ins Land vergehen ehe ich feststelle, hoppla es kommt keiner oder es fehlen wichtige Funktionen wie beispielsweise die Maschinisten, kann ich kurze Zeit nach Alarmauslösung sehen wieviele Kräfte sich zurückmelden und spare so einige Minuten.
Anfahrt Feuerwehrhaus
- Bei der Planung der Standortes darauf achten wo Einsatzkräfte wohnen und arbeiten
- Löschfahrzeug temporär dort stationieren wo Einsatzkräfte arbeiten (z.B. bei einer großen Firma). Macht beispielsweise die Feuerwehr Bergisch Gladbach.
- Mehrzweckfahrzeug bei Firma stationieren, dass als Zubringen mit Sondersignal zum Feuerwehrhaus dient
- Kennzeichnung von Privat-PKW (z.B. Dachaufsetzer)
- Feuerwehrleuten Zufahrt zu geschlossenen Bereichen erlauben (Fußgängerzone, gesperrte Duchfahrten)
- Feuerwehrparkplätze mit Brücke, Durchgang etc. schaffen, wenn das Feuerwehrhaus durch Bahnlinie, Bach o.ä. getrennt ist. Wenn z.B. die Gleise direkt am Feuerwehrhaus vorbei gehen und die anrückenden Einsatzkräfte auf der gegenüberliegenden Seite warten müssen, kann man dort einen Parkplatz anlegen und per Fußgängerbrücke oder – unterführung die Feuerwehrleute zum Gerätehaus laufen lassen
Den Punkt mit dem stationieren Löschfahrzeug finde ich durchaus interessant. Wenn man im Gemeindebereich ein Unternehmen hat bei dem eine Vielzahl der Feuerwehrkräfte arbeitet, kann es durchaus Sinn machen dort ein Fahrzeug zu positionieren. Die Ausrückzeit könnten hierdurch massiv reduziert werden.
Ausrücken
- Klare Anzeige/Signal welches Fahrzeug als nächstes besetzt werden muss. Z.B. Blaulicht an und Türen offen –> Fahrzeug muss besetzt werden. Blaulicht an und Türen geschlossen –> Fahrzeug rückt aus.
- Automatisches öffnen und schließen von Hallentoren- und Schranken
- Einsatzkleidung sinnvoll im Feuerwehrhaus aufhängen. Die Kameraden die in der Nähe wohnen hängen bei den Erstausrückfahrzeugen
Anfahrt zum Einsatzort
- Navigationssysteme verwenden
- Automatische Übergabe der Einsatzadresse an Navigationsgerät
- Vorrangschaltung (grüne Welle) bei Einsatzfahrten
Vorplanung
Auch ohne Einsätze kann man schon entsprechende Vorkehrungen treffen
- Verfügbarkeiten abfragen (wieviele Leute sind wann und in welcher Zeit grundsätzlich im Einzugsgebiet?). Wenn zu bestimmten Zeiten zu wenig sind gleich eine höhere Alarmstufe auslösen.
- Bereitschafszeiten/Residenzpflicht einführen um einen Mindesstamm an Feuerwehrleuten zu haben
Das sind jetzt Mal ein paar Denkanstöße von mir wie man die Zeiten optimieren könnte. Jetzt bin ich natürlich gespannt was in Euren Feuerwehren so läuft. Welche Dinge macht Ihr um von der Alarmierung bis zum Einsatzort die Zeit zu verkürzen? Ich freu mich über Eure Kommentare.