FEUERWEHRLEBEN

Flashover in groß

Foto: Manfred Hauke

Flashover treten bei uns, im Gegensatz zu amerikanischen Ländern, aufgrund der Bauweise nicht so häufig auf. Unter ungünstigen Verhältnissen gibt es dieses Phänomen aber ebenfalls hier, auch in XXL Form.

Von Manfred Hauke habe ich eine Bilderserie bekommen (vielen Dank an dieser Stelle), die einen Flashover mal etwas anders zeigt. Es handelt sich dabei um diesen Einsatz letztes Jahr, bei dem durch den Flashover ein Feuerwehrmann im Innenangriff Brandverletzungen an der Hand erlitt und auch ein Feuerwehrfahrzeug durch die massive Hitzeentwicklung beschädigt wurde (mehr Infos im verlinkten Zeitungsbericht).

[youtube]rZEThLgsm5k[/youtube]

In der Regel wird uns das Phänomen des Flashover ja vor allem im Innenangriff gelehrt. Allerdings gibts das nicht nur dort, sondern auch in größeren Versionen als XXL Flashover. Ich habe bisher zwei von diesen großen Flashovern mitbekommen und es war doch imposant und erschreckend wie aus einem recht kleinen Brand ein sehr massives Feuer wird. Anhand von Manfreds Bilderserie wollen wir uns den Verlauf dieses Flashovers genauer ansehen:

Foto: Manfred Hauke

1) [Uhrzeit 07:16:02] So schaut ja recht harmlos aus. Im Inneren brennt es, ein Trupp ist mit einem Rohr im Innenangriff und eine Rauchentwicklung ist kaum sichtbar.

Foto: Manfred Hauke

2) Das Feuer hat sich weiter ausgebreitet und man erkennt eine abgegrenzte Rauchschicht im Gebäude. Das dürfte sich jetzt ähnlich darstellen wie im holzbefeuerten Brandcontainer, wo sich die Rauchschicht in Wellenform zum Ausgang bewegt.

Foto: Manfred Hauke

3) [Uhrzeit 07:17:08] Nach nur einer Minute ändert sich schlagartig die Situation und es sind die ersten Anzeichen eines Flashovers ersichtlich:

Foto: Manfred Hauke

4) [Uhrzeit 07:17:47] Im hinteren Bereich zündet der Rauch bereits durch. Im Scheunentor versucht der Trupp noch die heißen Rauchgase zu kühlen, allerdings ist das bei der Raumgröße kaum mehr erfolgsversprechend.

Foto: Manfred Hauke

5) Die ersten Fenster brennen durch, dadurch gelangt mehr Sauerstoff ins Gebäude…

Foto: Manfred Hauke

6) [Uhrzeit 07:20:07] … was letzendlich dazu führt, dass die komplette Scheune mit einem Flashover durchzündet.

Foto: Manfred Hauke

7) Nach dem Flashover steht die Scheune im Vollbrand und die Flammen schlagen viele Meter hoch aus dem Gebäude.

Ursachen für den gewaltigen Flashover

Ich war nicht bei dem Einsatz dabei, trotzdem ist es meines Erachtens wichtig sich mit solchen Bildern zu beschäftigen um das Phänomen des Flashovers zu verstehen und eigene Einsätze egal ob als Angriffstrupp, Gruppenführer oder Einsatzleiter richtig einschätzen zu können. Bevor wir uns über den speziellen Fall unterhalten erst noch ein paar Hintergründe zum Flashover selbst.

Das Training in holzbefeuerten Container hat viel zur Aufklärung beigetragen

Voraussetzung für einen Flashover ist ein Feuer, das in einem Raum mit genügend Sauerstoff brennt. Durch die Hitze des Brandes gasen Gegenstände in der Nähe des Feuers aus, und reichern den Brandrauch mit brennbaren Pyrolysegasen an. Da aber nicht genügend Sauerstoff vorhanden ist, zündet der Rauch noch nicht durch. Im weiteren Brandverlauf steigt immer mehr Hitze durch den Brandherd nach oben und sammelt sich als heiße Rauchschicht unter der Decke des Raumes. Durch den heißen Rauch, der sich im gesamten Gebäude ausbreiten kann, gasen nun auch Gegenstände aus, die nicht in direkter Nähe des ursprünglichen Feuers sind. Dadurch nimmt der Konzentration der brennbaren Gase im Brandrauch weiter zu. Kommt es nun zur Verwirbelung der Rauchschicht oder zu einer vermehrten Sauerstoffzufuhr, kann der Rauch schlagartig mit Druck durchzünden und man hat einen sogenannten Flashover. [1]

Wie man auf den Bildern erkennen kann, laufen genau diese Stationen eines Flashover in der Bilderserie ab. Bei Bild 1 brennt das Feuer noch brav vor sich hin. Auf Bild 2 sieht man bereits wie sich eine klar abgrenzende Rauchschicht in der Scheune bildet. Dazu kommen noch zwei ungünstige Voraussetzungen. Das Gebäude ist komplett aus Holz, was im Gegensatz zu Stein oder Beton ausgasen kann und dadurch brennbare Gase entwickelt. Zudem kommt die hohe Gebäudehöhe. Der Dachfirst ist geschätzt in acht Meter Höhe. Auf Bild 3 ist der Raum bereits bis auf wenige Meter über dem Boden mit Rauch gefüllt. Im Gegensatz zu einem Zimmer wo ich mit ein paar Sprühstößen an die Decke den Rauch runterkühlen kann, stehe ich hier mit einem C-Hohlstrahlrohr auf verlorenem Posten. Es ist einfach zu wenig Wasser um den Brandrauch zu kühlen. Als in Bild 5 dann die Fenster durchbrennen, reicht dieser zusätzliche Sauerstoff aus um einen gewaltigen Flashover zu erzeugen.

Taktik beim Flashover

Das wichtigsten bei diesem Einsatz ist es meines Erachtens den bevorstehenden Flashover zu erkennen. Ab Bild drei sollten die Alarmglocken schrillen und die Atemschutztrupps das Gebäude verlassen. Wichtig ist hier auch, dass man einen Rückzugswegs hat der auch unter Nullsicht funktioniert, denn wie man sieht, hat sich die Situation von Klarsicht auf Nullsicht in kürzester Zeit verändert. Auch ist es wichtig die Trupps im Innenangriff aktiv auf die Situationsänderung über Funk  ansprechen, da der Trupp im Gebäude unter Umständen noch gar nicht bemerkt hat, wie dramatisch sich die Lage geändert hat. Ab Bild 3 sollte sich der Einsatzleiter auch Gedanken machen wo er Widerstandslinien aufbaut. Es macht keinen Sinn mehr hier auf die Scheune zu gehen, da es kaum möglich sein wird, die Brandgase bei der Gebäudegröße noch herunter zu kühlen.

Wie sehr ihr das Ganze? Ist meine Interpretation des Flashover bei diesem Einsatz richtig. Gibt es aus Eurer Sicht andere Maßnahmen die man hier einleiten sollte?

Quellen:

[1] Vgl. Cimolino, U.  et al., Einsatzpraxis Atemschutz, 3. Auflage, S. 121 – 125, Ecomed Verlag

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