FEUERWEHRLEBEN

Feuerwehrbedarfsplanung – handelt Ihr schon oder hofft Ihr noch?

Aus meiner Sicht gibt es kein Thema, dass die Feuerwehrlandschaft in Deutschland grundlegender verändern wird, wie die örtliche Feuerwehrbedarfsplanung. Dieses nicht gerade sexy klingende Wort ist in drastischen Worten formuliert, ein Stück Papier, welches über die Zukunft von Dir und Deiner Feuerwehr entscheidet.

Noch nie etwas von so einem Feuerwehrbedarfsplan gehört? Schlecht, denn das Thema sollte bei jedem Kommandanten ganz oben auf der Liste stehen, und jeder Feuerwehrler sollte wissen was da in seiner Stadt oder Gemeinde drin steht. Ich möchte vor allem die Jüngeren ermutigen sich mit dem Thema auseinander zu setzen. In 10 – 20 Jahren wird das dann nämlich mal “Eure” Feuerwehr sein, deren Grundstein jetzt schon in einem solchen Plan gelegt wird.

Der Feuerwehrbedarfsplan ist Eure Existenzberechtigung

Ist schnell, schnell genug? Eine Analyse der Zahlen zeigt es schonungslos auf

So, was hat es nun mit der Feuerwehrbedarfsplanung auf sich, wen sie doch so wichtig ist? In diesem Papier steht beispielsweise drin, wie das Risikopotential in Eurer Stadt ist, wie es mit dem Fahrzeugbestand aussieht, wann Ersatzbeschaffungen geplant sind und wie es um Mannschaftsstärke der Feuerwehr aktuelle steht und wie die Stärke sein sollte (Beispiel). Der wichtigste Abschnitt im Feuerwehrbedarfsplan ist aber das Schutzziel und die Zielerreichung. Hier wird nämlich festgelegt in welchem Zeitraum, wie viel Leute an der Einsatzstelle sein müssen und in wieviel Prozent der Fälle dies erreicht werden muss. Diese Zielsetzung wird eigentlich durch den Gemeinderat beschlossen, um aber ein Gefühl zu bekommen kann man sich an den Vorgaben aus anderen Feuerwehrbedarfsplänen orientieren. In der Regel steht da:

So, und genau an der Stelle fällt wohl vielen Wehrleitern die Kinnlade richtig runter, denn bisher ist man von einer Zielerreichung ausgegangen, die in vielen Feurwehren wohl eher so aussieht.

“Wir rücken so schnell wie möglich aus, idealerweise mit einer Staffel und schauen dass wir möglichst zügig am Einsatzort sind”. Dann gibts noch warme Worte vom Bürgermeister zum Thema Ehrenamt, wie gut und prima es doch ist, dass sich Leute in Ihrer Freizeit engagieren. Die Gemeinde freut sich, dass man eine freiwillige und kostengünstige Feuerwehr hat, die scheinbar funktioniert. Irgendein rotes Auto kommt beim Alarm immer an der Einsatzstelle an und die Feuer gehen in der Regel auch aus. Die Feuerwehr selbst, weiß zwar dass es nicht immer einfach ist genügend Einsatzkräfte zusammen zu bekommen, aber bisher hats ja doch irgendwie geklappt. Alles sind glücklich und zufrieden und klopfen sich gegenseitig auf die Schultern.

Den Kopf in den Sand stecken

Mit dieser Taktik kommt man nicht weit (Foto: istockphoto / Richmatts)

Für mich gibt’s nix schlimmeres wie starr zu sein und die Augen zu verschließen. Mich ärgert es, dass viele Feuerwehren sich die Butter vom Brot nehmen lassen, nur weil sie sich nicht damit beschäftigen wollen. Der Feuerwehrbedarfsplan wird kommen. In einigen Bundesländern ist das schon gang und gäbe, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen, in anderen Bundesländern wie Bayern wird (hier Seite 12, geht schon etwas länger ;-)) drüber nachgedacht. Abgesehen davon ist es aber für jede Feuerwehr wichtig zu prüfen, welche Ziele es gibt, wie gut die erreicht werden, und was unternommen werden muss um die Zielerreichung zu verbessern. Wenn man wirklich feststellt, dass man bei weitem die Ziele nicht hin bekommt, muss man jetzt anfangen etwas zu ändern. Das muss ja nicht gleich die ständig besetzte Wache sein, wovor unterschwellig viele Freiwillige Feuerwehren Angst haben, sondern kann ja erst mal dazu führen das beispielsweise Wohnraum in Gerätehausnähe gefördert wird.

Eins ist aber klar, Maßnahmen um die Schlagkraft der eigenen Feuerwehr zu erhöhen dauern Jahre! Umso früher man anfängt, umso besser. Wenn ich plötzlich als Verkaufsabteilung fünf Mal mehr Umsatz machen muss, ist das einfach unmöglich. Gehe ich aber davon aus, dass diese Anforderung die nächsten Jahre kommt, kann ich mich jetzt schau drauf einstellen und Maßnahmen treffen um das Ziel zu erreichen.

Strategische Planung ist bei der Berufsfeuerwehr weit verbreitet, im ehrenamtlichen Bereich aber häufig kein Thema

Ihr glaubt nicht, dass die Feuerwehrbedarfsplanung solche Auswirkungen hat? Dann schaut Euch mal Städte an die so um die 40.000 – 70.000 Einwohner haben. Guckt einfach mal was da die letzten 10 Jahre passiert ist und was dort die nächsten 10 Jahre geschehen wird. Da wurde oftmals den ehrenamtlichen Feuerwehrlern eine hauptamtliche Wache vor die Nase geknallt oder aufgestockt und dann ist das Gejammer groß. Die bösen Hauptamtlichen die einem die Einsätze wegnehmen sind da, weil der noch bösere externe Gutachter gesagt hat, dass das notwendig ist. Oder es wird beklagt, dass Gerätehäuser zusammen gelegt oder geschlossen werden, weil sie plötzlich nicht mehr notwendig sind.

Wenn man aber ehrlich ist, können weder die Hauptamtlichen noch der Gutachter etwas dafür, denn schließlich haben viele Feuerwehren einfach nur gepennt und das Problem verdrängt. Anstatt zu schauen wie die aktuelle Situation ist und wie man aktiv daran etwas zu ändern kann, hat man einfach die Augen verschlossen. So, lange bis einem das Zepter aus der Hand genommen und man zum Zuschauen verdammt ist. Es gibt einen Satz im Feuerwehrforum, der dies alles in einfachen Worten ausdrückt:

Ändere Dich selbst oder Du wirst geändert!

Aus diesem Grund kann ich nur jeder Feuerwehr empfehlen:

Nehmt Eure Feuerwehrzukunft selbst in die Hand

  1. Erstellt für Euch eine interne Feuerwehrbedarfsplanung
  2. Seid Euch den Zielen (SOLL-Zustand) und der aktuellen Realität (IST-Zustand) bewusst
  3. Überlegt Strategien und Maßnahmen wie man die Abweichungen bei den Zielen verbessern kann
  4. Geht mit dieser Planung und Lösungsvorschlägen auf die Gemeinde zu

So schafft man es aktiv die eigene Zukunft als Feuerwehr mitzugestalten und wird nicht plötzlich von anderer Stellen zu Änderungen gezwungen, die man selbst nie wollte. Seid Ihr selbst Kommandant? Wunderbar dann könnte Ihr gleich mit dem Plan anfangen und wenn Ihr so wie ich zum Fußvolk gehört, könnt Ihr Eure Führungskräfte ja mal auf das Thema aufmerksam machen, letztendlich bringt es uns allen etwas.

Um da noch etwas mehr Hilfestellung zu geben, werde ich in nächster Zeit noch einiges zu dem Thema schreiben um auch aufzuzeigen, dass solche Pläne gar nicht so schwer sind.

Wie schauts bei Euch aus? Wird die Feuerwehrbedarfsplanung in Deiner Feuerwehr durchgeführt oder wird das Thema verdrängt und auf bessere Zeiten gehofft?

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