FEUERWEHRLEBEN

Fachtagung Atemschutz in Pfarrkirchen 2011 – Einsatzstellenbelüftung & Rettungsbelüftung

In Deutschland wird die Überdruckbelüftung noch recht zurückhaltend eingesetzt. Christian Emrich zeigt in seinem Vortrag, welche Vorteile eine frühzeitige Belüftung bringt und welche neue Erkenntnisse er in seinen Versuchen gewonnen hat.

Viele Teilnehmer in der Stadthalle Pfarrkirchen

Letzten Monat fand in Pfarrkirchen die 7. Internationale Fachtagung zum Thema Atemschutz statt. Ich wurde von den Jungs eingeladen (danke vor allem an Berthold Schwarz) und durfte mir die Veranstaltung anschauen. Mir hats gut gefallen und es hat auf jeden Fall was gebracht. Im heutigen und in einem weiteren Beitrag möchte ich über zwei Vorträge etwas detaillierter schreiben, die mich besonders begeistert haben. Ansonsten findet Ihr weitere Infos zu der Veranstaltung auf der Website der FF Pfarrkirchen. Neben den Vorträgen gabs auch eine Fachausstellung und ein kleines Freigelände mit Vorführungen. Da konnte man auch rechte nette gasbefeuerte Feuer sehen die über das was man von den Feuerlöscher-Trainings kennt, weit hinausgehen. Ein paar Fotos hierzu findet Ihr auch in der Bildergalerie.

Einsatzstellenbelüftung früher und heute – alles anders?

Christian Emrich erläutert seine Versuchsergebnisse der Einsatzstellenbelüftung

Los gings mit Christan Emrich der einen Vortrag zum Thema Einsatzstellen- bzw. Rettungsbelüftung gehalten hat. Christian hat an der FH Köln studiert, war dann einige Zeit beim Lüfterhersteller Group Leader und tummelt sich seit Anfang April als Brandreferendar bei der Berufsfeuerwehr München. Da er neben seiner Studienzeit ein Forschungsprojekt über die Einsatzstellenbelüftung geleitet hat, waren das alles also schon mal gute Voraussetzungen um dem Thema mal etwas genauer auf den Zahn zu fühlen. In seiner Präsentation hat er die Ergebnisse seiner Untersuchung vorgestellt und einige Aussagen haben mich doch überrascht, da sie teilweise gegensätzlich zu dem sind, was zumindest mir als Lehrmeinung bekannt war. Für alle die sich jetzt wundern warum ich eigentlich nicht den gängigen Begriff “Überdruckbelüftung” verwende: Christian hat in seinen Untersuchung festgestellt, dass mit den Lüftern im Gebäude mit vorhandener/geschaffener Abluftöffnugn im Brandraum, kaum ein Überdruck aufgebaut wird, daher verwendet er diesen Begriff auch nicht mehr.

Den Lüfter richtig aufstellen

Je nachdem welche Lüftertechnologie verwendet wird, sollte der Abstand zur Belüftungsöffnung gewählt werden. Hier war es Christian wichtig ein möglichst simples Schema an die Hand zu geben um die Arbeit für die Einsatzkräfte zu vereinfachen:

Zudem wird empfohlen den Lüfter direkt am Anfang des Einsatzes 90° gedreht im Standgas vor der Zuluftöffnung laufen zu lassen. Also so, dass der Lüfter in eine andere Richtung zeigt. So weiß man gleich am Anfang, das alles funktioniert und der Motor kann dann auch nicht mehr abgewürgt werden. Wenns dann los geht, wird der Lüfter einfach gedreht, so dass er dann zur Belüftungsöffnung zeigt und es wird Gas gegeben.Ein weiterer wichtiger Hinweis: Die Leistung des Lüfters langsam erhöhen. Das heißt nicht gleich von Null auf 100 gehen, sondern auch beobachten wie sich die Belüftungsmaßnahme entwickelt.

Umso größer die Abluftöffnung umso besser

Auf vielen Fahrzeugen Standard aber oftmals sehr zurückhaltend eingesetzt: der Lüfter

Entgegen der landläufigen Meinung, dass die Abluftöffnung ein bestimmtes Größenverhältnis zur Zuluftöffnung haben muss (z.B.: 1:1,5), hat Christian andere Ergebnisse in seinen Versuchen gesammelt. Hier hat sich gezeigt, dass es besser ist, eine möglichst große Abluftöffnung im Brandraum zu haben. Besser bedeuten in diesem Fall schneller, das heißt durch die größere Abluftöffnung konnte schneller der Rauch aus dem Objekt gedrückt werden. Bei starkem Wind klappt das allerdings nicht, hier sollte man eine kleine Abluftöffnung wählen, da man gegen die natürliche Windgewalt mit seinem Lüfterchen keine Chance hat.

Die Belüftung so früh wie möglich einsetzen

Oftmals fristet der Lüfter ja sein Dasein als ein “Zum-Schluss-Den-Rauch-Rausbekommen-Gerät”. Wenn man ihn aber schon frühzeitig einsetzt ergeben sich laut Christian folgende Vorteile im Einsatzverlauf:

Videointerview

Hier findet Ihr noch zwei Dokumente zum herunterladen zum Thema Rettungsbelüftung:

Wer noch mehr über das Thema Einsatzstellenbelüftung bzw. Rettungsbelüftung erfahren möchte findet hier weitere Infos:

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