FEUERWEHRLEBEN

Der Angriffs-Schlauchtragekorb – immer alles dabei

Innenangriff Schlauchtragekorb
Bildquelle: Feuerwehr Wernau

Wenn ich mir überlege welche Ausrüstung die Angriffstrupps noch vor 15 Jahren dabei hatten und wie sie heute ausgestattet sind, so sind dazwischen Welten. Die Feuerwehr Wernau hat sich hierzu auch Gedanken gemacht und den Angriffs-Schlauchtragekorb entwickelt. Er soll den Angriffstrupp entlasten und wichtige Utensilien mitführen.

Das spannende an der Recherche im Internet ist, dass man immer wieder auf interessante Ideen und Entwicklungen von Feuerwehren stößt. So bin ich vor ein paar Wochen auf den Angriffs Schlauchtragekorb der FF Wernau aufmerksam geworden.

Der geöffnete Angriffs-Schlauchtragekorb mit der kompletten Zusatzausrüstung (Foto: Feuerwehr Wernau)

Ich bin ja ein Freund von sinnvoller Ergänzungsausrüstung im Innenangriff. Ob Rettungsmesser, Wärmebildkamera, Fluchthauben, Axt oder Halligan-Tool. Alles hat seine Berechtigung. In der Summe wird man sich als 2 Mann Angriffstrupp aber kaum noch bewegen können und hat keine Hand mehr frei. Daher macht es Sinn nachzudenken wie man die Ausrüstung zusammenfassen kann und zudem verhindert, dass wichtige Dinge vergessen werden. Die Antwort der Feuerwehr Wernau auf dieses Dilemma ist der Angriffs-Schlauchtragekorb, kurz ASTK. Ein umgebauter Schlauchtragekorb, der die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände für den Innenangriff bereit hält.

Hintergründe  zum Angriffs-Schauchtragekorb

Netterweise durfte ich mit Fabian Burkart von der Feuerwehr Wernau sprechen, der mir einige Fragen zum selbstentwickelten ASTK beantwortet.

Fabian, wie ist die Idee zum Angriffs-Schauchtragekorb entstanden?

Auch wir haben das Problem gesehen, dass der Angriffstrupp immer mehr Ausrüstungsgegenstände in den Innenangriff mitnehmen sollte. So entstand die Idee, alle benötigten Ausrüstungsgegenstände in geeigneter Weise zusammenzupacken. Durch die Verwendung eines Schlauchtragekorbs konnte eine formstabile und übersichtliche Einteilung realisiert werden, außerdem sind keinerlei Umbauten am Fahrzeug notwendig.

Wer und wie habt ihr den Schlauchtragekorb umgebaut?

Das alles ist in Eigenarbeit im Kreise der Kameraden entstanden. Wir haben den Stauraum im Korb aufgeteilt und können so neben dem Schlauch auch Gerätschaften wie beispielsweise ein Hohlstrahlrohr, Brechwerkzeug oder eine Flammschutzhaube verstaut.

Geht ihr nun mit weniger Schlauchmaterial beim Erstangriff vor?

Der ASTK wird bei uns nur in Verbindung mit einem weiteren “normalen” Schlauchtragekorb eingesetzt. Früher waren es 2 STK mit 3 x 15 Meter Schlauch, also insgesamt 90 Meter. Heute führen wir im Erstschlag 1 ASTK mit 1 x 20 Meter und einen STK mit 4 x 15 Meter mit, was uns 80 Meter bringt. Selbstverständlich muss der Truppführer nach wie vor den Bedarf abschätzen und gegebenenfalls mehr Schlauchmaterial mitnehmen.

Gibt es schon Erfahrungswerte mit dem ASTK und wieviele habt ihr im Einsatz?

Momentan existiert nur ein Angriffsschlauchtragekorb. Da wir mit dem ASTK gleichzeitig das Schlauchpaket einführen, wollten wir erst alle Atemschutzgeräteträger schulen. Dies ist im letzten halben Jahr geschehen, das Feedback war durchweg positiv. Der Korb wird als Erleichterung empfunden, da alle benötigten Ausrüstungsgegenstände stets griffbereit sind. Der erwartete Zeitvorteil beim Ausrüsten am Fahrzeug hat sich bestätigt. In den nächsten Tagen wird der ASTK auf unser LF 16/12 verlastet und in Dienst genommen.

Ist es geplant den ASTK auch zu vermarkten oder bleibt es eine reine Eigenentwicklung?

Da wir uns gegen eine Patentierung entschieden haben darf jeder unsere Idee aufgreifen und  ohne patentrechtliche Bedenken einen Korb umrüsten. Einer Vermarktung stehen wir aber positiv gegenüber, Hersteller dürfen gerne auf uns zukommen.

Gibt es weitere Verbesserungen die ihr am ASTK noch vornehmen möchtet

Bis jetzt nicht. Wir haben den Korb über 2 Jahre lang stetig verbessert bis wir bei der aktuellen Form angelangt sind. Gegen weniger Gewicht wäre nichts einzuwenden, aber ohne auf Ausrüstung zu verzichten sehe ich kaum Einsparpotential. Momentan würde ich sagen wir haben den Korb im Gesamtkontext ziemlich gut optimiert.

Der Inhalt des ASTK

Alles Ausrüstungsgegenstände des ASTK auf einem Blick (Foto: Feuerwehr Wernau)

Folgende Ausrüstungsgegenstände werden im Angriffs-Schauchtragekorb der Wernauer Feuerwehr mitgeführt:

Die Einsatztaktik mit dem ASTK

Der Atemschutztrupp rüstet sich auf der Anfahrt aus und entnimmt nach entsprechendem Einsatzbefehl den ASTK sowie einen weiteren Schlauchtragekorb. Ein „Kreiseln“ ums Fahrzeug und das Zusammensuchen der Ausrüstung entfällt, so dass nach dem Eintreffen an der Einsatzstelle wertvolle Zeit gespart werden kann.

Der C-Schlauch ist im ASTK als Schlauchpaket und angeschlossenem Hohlstrahlrohr gelagert (Foto: Feuerwehr Wernau)

Der Atemschutztrupp geht wie üblich vom Verteiler aus vor. Dabei verlegt er aus dem reinen Schlauchtragekorb seine Angriffsleitung bis an den Punkt, an dem er die Schlauchreserve legt (z.B. Tür der Brandwohnung). Nun öffnet er die aufklappbare Seitenwand des Angriffsschlauchtragekorbs, entnimmt das Schlauchpaket, kuppelt es an die verlegte Leitung an, sichert die Leitung mit einer Bandschlinge und fordert Wasser auf die Leitung an.

Er kann nun das Werkzeug aus dem ASTK entnehmen und dieses zum Aufbrechen der Tür verwenden, eine weitere Bandschlinge kann am Türgriff angeschlagen werden um sie bei Bedarf wieder zu schließen. Mit einem Keil kann die Tür gesichert werden. Den Leinenbeutel mit Tragetuch und Brandfluchthaube kann sich der Trupp z.B. um die Atemluftflasche hängen, der Spalthammer wird als Suchhilfsmittel in einer Hand weiter mitgeführt. Der Schlauchtragekorb und der ASTK verbleiben mit dem restlichen Inhalt vor der Wohnungstür, die Gegenstände sind nach wie vor schnell erreichbar.

Wird nur ein Teil der Ausrüstung (z. B. Werkzeug) aus dem ASTK benötigt, ohne die Schlauchreserve bereits an diesem Punkt zu verlegen, kann diese selbstverständlich aus dem ASTK entnommen, eingesetzt und anschließend wieder im ASTK verstaut werden.

Vielen Dank Fabian für die ausführliche Beantwortung der Fragen.

Wenn auch Ihr interessante Ideen oder Eigenentwicklungen habt, freue ich mich über eine E-Mail.

Die mobile Version verlassen